Handy weg
So wurde mein Handy geklaut
KURZGESCHICHTEN
2/27/20253 min lesen


Um es vorwegzunehmen: Mein Handy wurde mir gestohlen. Das Ganze geschah im Bus auf dem Weg nach Latacunga. Ich bemerkte es erst, als die Person neben mir ausstieg und die Verbindung zu meinen AirPods abriss.
Eigentlich hatte ich für den Tag eine Wanderung mit ein paar Leuten aus dem Hostel geplant – darunter zwei, mit denen ich bereits Bolivien bereist hatte und die ich in Quito wiedergetroffen habe. Allerdings konnte ich die Wanderung nicht einfach machen und die Sache mit dem Handy vergessen. Ich wollte sofort Maßnahmen ergreifen, z. B. meinen Bankzugang sperren, das Handy bei "Wo ist?" als verloren melden, meine Google-Konten abmelden und die hinterlegten Karten aus Apple Pay entfernen. Dank der Hilfe meines Vaters konnte ich das relativ schnell erledigen. Nun stand nur noch an, zur Polizei zu gehen und mein Handy als gestohlen zu melden. Da es jedoch ein Sonntag war, plante ich, dies am nächsten Tag zu tun.
Am Montagmorgen verbrachte ich noch etwas Zeit mit Kaja und Will, mit denen ich durch Bolivien gereist bin, da ich dachte, dass es ohnehin keinen Zeitdruck gibt. Erst danach begann ich, die wichtigen Informationen für die Anzeige zusammenzusuchen – oder besser gesagt, Eva übernahm das für mich. Besonders wichtig war dabei die IMEI-Nummer, eine einzigartige Identifikationsnummer für jedes Handy. Diese kann man abrufen, indem man auf dem Gerät *#06# eingibt oder sie auf der Originalverpackung nachschaut. Deshalb brauchte ich Evas Hilfe.
Während sie die Informationen für mich heraussuchte, erhielt ich plötzlich eine Nachricht auf meinem Laptop: „Ein neuer Standort Ihres iPhones ist verfügbar.“ Zufälligerweise lag dieser Standort nur drei Blocks von meinem Hostel entfernt – in einem Elektronikmarkt mit vermutlich 50 Läden, die Technik verkaufen. Ich machte mich sofort auf den Weg zur Polizei in der Hoffnung, dass sie mich begleiten würden, um mein Handy zurückzuholen.
Die Beamten erklärten mir jedoch, dass ich zuerst eine Anzeige bei der Fiscalía aufgeben müsse. Dort würde ich eine offizielle Bestätigung erhalten, dass mein Handy gestohlen wurde – eine Voraussetzung, damit die Polizei mir helfen kann. Zudem sei der Markt viel zu groß, um einfach hineinzugehen und jeden Laden zu durchsuchen. Die beste Strategie sei, mich als Kunde auszugeben und mein Handy selbst zu finden. Der Plan: Ich würde so tun, als wollte ich ein iPhone kaufen, und sobald ich mein eigenes Gerät entdeckte, behaupten, nicht genug Bargeld dabei zu haben. Ich würde es reservieren lassen, mir den Laden merken und dann mit der Polizei zurückkehren.
In der Theorie klang das gut – in der Praxis funktionierte es nicht ganz so. Im Markt wurde mir schnell gesagt, dass dort keine iPhones verkauft werden – eine Vorschrift der Marktleitung, wie ich später erfuhr. Ich durchsuchte trotzdem fast jeden kleinen Laden, fand aber nichts, das nach meinem Handy aussah. Dabei fiel mir jedoch auf, dass der gesamte Markt mit Überwachungskameras ausgestattet ist.
Also ging ich erneut zur Polizei. Dort teilte man mir mit, dass ich mir die Aufnahmen ansehen könne, dies jedoch von der Tourismuspolizei in die Wege geleitet werden müsse. Leider hatten diese an diesem Tag bereits Feierabend gemacht – genauso wie der Markt.
Am nächsten Morgen ging ich direkt zur Tourismuspolizei, die mit mir zum Markt fuhr und alles regelte, sodass ich mir die Überwachungsvideos in Ruhe ansehen konnte. Leider hatte ich damit keinen Erfolg. Die zuständige Mitarbeiterin schlug vor, mit meinen AirPods durch den Markt zu laufen und zu prüfen, ob sie sich automatisch verbinden – doch auch das funktionierte nicht. Als letzte Möglichkeit versuchte ich, über meinen Laptop einen Ton auf meinem Handy abzuspielen. Dafür hätte jedoch eine aktive Internetverbindung bestehen müssen, was leider nicht der Fall war.
Somit blieb mir nichts anderes übrig, als den Markt ohne mein Handy zu verlassen. Trotzdem war die Erfahrung spannend, und es hat mir tatsächlich Spaß gemacht, mit den Leuten vor Ort zusammenzuarbeiten. Alle waren super nett und bemüht, mir zu helfen – das fand ich richtig cool!
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