Kolumbien

meine letzten 3 Wochen in Südamerika

REISEBLOG

3/15/20254 min lesen

Mit etwa einer Woche Verspätung ging es für mich nach Kolumbien. Der Grund? Mein Handy wurde in Quito geklaut, und ich musste noch einige Dinge regeln, bevor ich weiterreisen konnte (mehr dazu in meinem Artikel "Handy abgeluchst"). Die Einreise nach Kolumbien verlief relativ entspannt. Die Grenze war offen, und ich musste mich selbst um den Einreisestempel im Reisepass kümmern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man die Grenze auch einfach hätte überqueren können, ohne den Stempel zu holen, aber dieses Risiko wollte ich natürlich nicht eingehen.

Von dort aus nahm ich einen Nachtbus nach Cali. Auf dem Weg wurden wir von der Polizei kontrolliert. Der Polizist sprach so schnell, dass ich das Gefühl hatte, überhaupt kein Spanisch zu verstehen. Am Ende ging aber alles gut. In Cali angekommen, wartete ich am Busbahnhof, bis es hell wurde, da ich die Stadt noch nicht einschätzen konnte und lieber kein Risiko eingehen wollte. Cali ist die Stadt des Salsa, doch getanzt habe ich dort nicht. Schon am nächsten Tag ging es weiter nach Manizales, einer Stadt zwischen Medellín und Cali. Ob sich der Abstecher gelohnt hat? Definitiv nicht! Weder finanziell noch atmosphärisch.

Da ich mich entschlossen hatte, Kolumbien zunächst ohne mobilen Internetvertrag zu bereisen, suchte ich mir auf einer Offline-Karte einige Hostels aus, die preislich passten. Nach mehreren Absagen bekam ich endlich ein Zimmer. Je länger ich dort war, desto unwohler fühlte ich mich. Ich würde es als ein ungemütliches, nach Müll stinkendes Motel beschreiben, das vor allem für Sextourismus genutzt wurde. Das WLAN war ebenfalls miserabel. Also legte ich mir eine Ausrede zurecht und sagte, ich bräuchte gutes WLAN zum Arbeiten, weshalb ich mir eine andere Unterkunft suchen müsste. Die Strategie funktionierte erstaunlich gut, und ich zog in ein im Voraus gebuchtes, deutlich besseres Hostel um. Beim Auschecken wurde ich allerdings unfreundlich empfangen. Die Dame an der Rezeption, die offenbar kein Verständnis dafür hatte, dass ich nicht alles auf Spanisch verstand, begann fast zu schreien. Zusammenfassend: Manizales war eine Erfahrung, aber keine, die ich wiederholen möchte.

Mein nächstes Ziel war Medellín. Die vierstündige Busfahrt führte über eine schön gewundene Straße, wobei der Busfahrer mehrfach unser Leben riskierte, um LKWs zu überholen. Glücklicherweise ging alles gut. In Medellín gab es einige Dinge zu erkunden: den Jardín Botánico, die Comuna 13 Walking Tour und das Viertel "Lleras", das sich hervorragend zum Spazierengehen eignet. Am ersten Tag stellte ich jedoch fest, dass der Botanische Garten geschlossen war. Bei der Comuna 13 Tour hatte ich zunächst keine Lust auf eine zweistündige Informationsflut und entschied mich stattdessen, mit der Seilbahn durch die Stadt zu fahren. Am Abend lernte ich im Hostel jemanden kennen, und wir beschlossen, die Tour am nächsten Tag doch gemeinsam zu machen – eine gute Entscheidung!

Die Comuna 13 war einst eines der gefährlichsten Viertel Kolumbiens, hat sich aber in den letzten zehn Jahren enorm gewandelt. Unsere Tourführerin erzählte uns bewegende Geschichten aus ihrer eigenen Vergangenheit. Früher herrschten zwei Gangs über das Gebiet, bis die Regierung versuchte, durch eine dritte Gruppe die Kontrolle zurückzugewinnen – mit katastrophalen Folgen. Gang-Rivalitäten waren an der Tagesordnung, und es war nicht ungewöhnlich, Leichen auf der Straße zu sehen. Mord konnte ohne Konsequenzen beauftragt werden. Besonders schockierend war die Praxis, unschuldige Menschen aufgrund ihrer Religion oder aus anderen belanglosen Gründen zu markieren und dann an einen Hügel zu bringen, wo sie exekutiert wurden. Die Polizei zeigte sich hier nicht mehr. Unsere Tourführerin selbst hatte einmal eine Bombe vor ihrer Haustür gefunden, nachdem sie mit den falschen Leuten gesprochen hatte. Der Wandel kam durch die Bewohner selbst, die sich mit den Gangs einigten: Sie zahlten eine Art "Schutzgeld", dafür blieben Touristen verschont. Wer doch bestohlen wurde, konnte sich sicher sein, dass die Gangs den Täter schnell fanden. Dank des Tourismus, insbesondere durch Graffiti-Kunst und Straßenkünstler, ist die Comuna 13 heute einer der sichersten Orte Kolumbiens.

Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis machte ich einen Tagesausflug nach Guatapé, einer Stadt mit einzigartiger Landschaft. Besonders beeindruckend war der Felsen "El Peñol", von dem aus man eine fantastische Aussicht hatte.

Da Karneval näher rückte, zog es mich weiter nach Barranquilla – die Karnevalshochburg Kolumbiens. Leider war ich eine Woche zu spät dran und verpasste ein Shakira-Konzert, das jedoch stolze 450 Euro gekostet hätte. Die Unterkunftssuche war schwierig, da die Stadt komplett ausgebucht war. Am Ende fand ich eine Hängematte für 22 Euro pro Nacht. Die Veranstaltungen waren nett, aber nicht ganz mein Ding. Besonders auf Wertsachen musste man extrem aufpassen, was mich etwas angespannt machte.

Nach Karneval brauchte ich Erholung und reiste weiter nach Palomino an der Karibikküste. Dort genoss ich einen entspannten Aufenthalt, fand ein exzellentes lokales Restaurant mit einzigartigem Kokosmilch-Reis und ließ es mir gutgehen. Danach folgte ein Stopp im Tayrona-Nationalpark, wo ich eine Nacht verbrachte. Die Strände waren atemberaubend, und ich erkundete das Gebiet zu Fuß. Besonders spannend war mein Versuch, eine Kokosnuss mit bloßen Händen und einer Steinwand zu öffnen – mit Erfolg!

Mein letzter Stopp war Bogotá. Viel gab es dort nicht zu sehen, also wählte ich ein komfortables Hostel und ließ mich vor meinem Heimflug kulinarisch verwöhnen. Kurz vor Abreise erhielt ich eine E-Mail von der Airline: Der Flug war überbucht, und es gab die Möglichkeit, auf einen zwei Stunden späteren Flug umzubuchen und 220 Dollar Entschädigung zu erhalten. Ich bewarb mich dafür, wurde aber nicht ausgewählt. Dafür bekam ich ein kostenloses Upgrade in die "Plus"-Klasse mit mehr Beinfreiheit und einer Decke.

Und so endete meine Reise. Wenn ihr das hier lest, bin ich vermutlich schon wieder zurück in Deutschland!