Patagonien

viele Dinge und nicht alles so wie geplant

REISEBLOG

12/1/20247 min lesen

Patagonien:

El Calafate

Mein Flug ging um 4:19 morgens. Aus Kostengründen hatte ich mich dazu entschieden, meine Unterkunft in Buenos Aires nur für eine Nacht zu buchen, da ich in der zweiten sowieso nicht geschlafen habe. Am Abend vor dem Flug hatte ich noch eine nette Zeit mit ein paar Leuten verbracht, bevor ich mich um 1:30 Uhr auf den Weg machte. Um 2 Uhr war ich am Flughafen und habe meinen großen Rucksack aufgegeben. Übermüdet war ich definitiv – in den zwei Nächten zuvor hatte ich insgesamt nur 8 Stunden geschlafen, da ich in Buenos Aires noch einiges erledigen wollte, bevor ich mich auf den Weg nach Patagonien machte. Ich habe tatsächlich alles geschafft, aber der Schlaf musste eben darunter leiden.

Im Flugzeug habe ich dann den gesamten, eher unbequemen, 3-Stunden-Flug geschlafen. Wir waren sogar 20 Minuten früher da, und so kam ich schon vor 9 Uhr in meinem Hostel an. Dort angekommen, habe ich mich bis 18 Uhr mit ein paar Sekundenschläfen durchgekämpft, meinen kommenden Trip etwas konkreter geplant und den halben Tag im gemütlichen Gruppenraum verbracht. Ich wusste ohnehin, dass ich mich später an nichts erinnern würde, was ich an diesem Tag noch unternommen hätte. Deshalb habe ich mir den Gletscher Moreno für den nächsten Tag aufgehoben.

Gletscher

Der Gletscher war insgesamt sehr beeindruckend. Es gab zahlreiche Informationstafeln mit interessanten Details, und die Aussichtsplattformen boten wirklich spektakuläre Blickwinkel, von denen man den Gletscher gut bewundern konnte. Eine Sache habe ich jedoch vermisst: Einen Weg, der sich auf Wasserhöhe befindet. Dort hätte man die immense Größe des Gletschers – an seinem höchsten Punkt rund 70 Meter – sicherlich intensiver erlebt. So dachte ich mir zwar: „70 Meter, das klingt hoch“, aber gefühlt war ich doch die ganze Zeit nah genug, um fast draufspucken zu können.

Der Grund, warum es einen solchen Weg nicht gibt, ist allerdings einfach: Die Gefahr, von einem abbrechenden Eisstück erschlagen zu werden, ist zu groß – nicht gerade ideal für den Tourismus.

Zurück im Hostel war ich schon um 16 Uhr, habe mir etwas zu essen gemacht und meine Reisepläne bis Ende des Jahres konkretisiert. Kurzzusammenfassung: Ich möchte bis Neujahr nach Ecuador hochgereist sein, Weihnachten in Lima verbringen und den nördlichen Teil Chiles, Bolivien sowie den Großteil von Peru hinter mir lassen. Machu Picchu lasse ich aus, da ich in der Regenzeit dort wäre und keine Lust habe, durch matschige Pfade zu laufen, nur um eine schlechte Aussicht zu haben. Das mache ich dann irgendwann später in meinem Leben. Stattdessen freue ich mich auf kristallklares Wasser und die Drachen auf den Galapagosinseln.

Genug Zukunftsgeplauder – zurück in die Gegenwart. Am zweiten aktiven Tag habe ich mich nach El Chaltén aufgemacht, einer kleinen Stadt, die etwa 3 Stunden Busfahrt von El Calafate entfernt liegt. Dort angekommen, habe ich direkt eine 8- bis 10-stündige Wanderung begonnen – so wird es zumindest im Internet beschrieben. Fazit: Ich habe 6,5 Stunden gebraucht, mit mindestens 1,5 Stunden Pausenzeit. Die Wanderung führte zur Laguna del Torre, war 9 Kilometer einfach und hatte etwa 600 Höhenmeter. Der finale Ausblick war spektakulär, aber mein persönliches Highlight war ein Raubvogel, der keine 3 Meter von mir entfernt Pause gemacht hat. Leider weiß ich nicht, welcher Vogel das genau war, aber ich hoffe, spektakuläre Fotos gemacht zu haben – seht ihr unten in der Galerie, dann auch mit Namen des Greifvogels. Während der Wanderung habe ich 2 bis 3 Podcasts gehört, was ich sehr genossen habe.

Zurück im Hostel habe ich mich direkt hingelegt und bin nicht mehr aufgestanden. Stehen oder – noch schlimmer – laufen war etwas schmerzhaft, da ich die Wanderung in meinen Turnschuhen gemacht habe, oder wie man sie heute nennen würde, in Sneakern. Der Grund, warum das so auf meine Füße ging, ist einfach: Meine Füße sind keine langen Strecken auf unebenem Boden gewöhnt. Da sich die Sohle meiner Schuhe bei Steinen oder Wurzeln biegt und nicht steif bleibt, wie es bei Wanderschuhen der Fall ist, war es anstrengender. Das ist zwar eigentlich eine natürlichere Art zu laufen, aber eben ungewohnt. Einen Tag später war der Schmerz fast verschwunden, und ich hatte keine langfristigen Beschwerden – ich bin ja schließlich noch jung.

Am dritten Tag habe ich mich wieder zurück nach El Calafate aufgemacht, mein Gepäck aus dem Hostel abgeholt und mich auf den Weg nach Puerto Natales gemacht.

Puerto Natales

In Puerto Natales gab es vor allem zwei Dinge: wenig Schlaf und schlechtes Wetter. Am Ankunftstag habe ich nichts mehr gemacht, da es schon spät war. Am nächsten Tag ging es in den Torres del Paine Nationalpark, zur Laguna Amarga und den berühmten drei Felsen. Die Wanderung bestand aus Regen, Hagel und Nebel. Oben angekommen konnte ich leider nur die Hälfte der Berge sehen, und es war eiskalt, weshalb ich mich schnell wieder auf den Rückweg gemacht habe.

Mein Plan für den nächsten Tag war, nach Ushuaia zu fahren. Am Abend zuvor wollte ich ein Busticket am Busbahnhof kaufen, wurde jedoch angewiesen, das Ganze über WhatsApp abzuwickeln. Da ich morgens keine Nachricht erhalten hatte, bin ich zum Busbahnhof gelaufen, nur um festzustellen, dass es keine Tickets mehr gab. Somit ging es erst einmal nach Punta Arenas.

Punta Arenas

In Punta Arenas angekommen, bin ich direkt zum Schalter gegangen und habe ein Rückticket gekauft, da es für den Tag, an dem ich ursprünglich zurückfahren wollte, keines mehr gab. Stattdessen habe ich ein Ticket für den Tag davor genommen. Der Plan war: Abfahrt am 22.11.2024 um 9:00 Uhr, Rückfahrt am 23.11.2024 um 8:00 Uhr – Fahrzeit einfach 12 Stunden. Was fällt einem dabei auf? Genau, ein Aufenthalt von 9 Stunden in Ushuaia rechtfertigt die 22 Stunden Fahrtzeit natürlich nicht. Ich war müde und ehrlich gesagt ein bisschen doof.

Also habe ich das Ganze storniert und versucht, eine Erstattung zu bekommen. Das Ticket nach Ushuaia konnte ich leider nicht erstatten. Zuerst habe ich versucht, es direkt am Busbahnhof an andere Reisende zu verkaufen, aber niemand hatte Interesse. Für das Rückfahrt-Ticket gab es jedoch eine andere Möglichkeit: Ich konnte es zum freien Verkauf einstellen. Das bedeutet, dass es verkauft wird, sobald die regulären Tickets ausverkauft sind – und ich bekomme 85 % des Preises zurück. Glücklicherweise hat das auch funktioniert, da das Kontingent für die Rückfahrt schon aufgebraucht war. Für die Hinfahrt war das leider nicht möglich, da neben meinem Ticket noch 22 weitere Plätze frei waren. Naja, sowas passiert eben.

Am Ende habe ich anstelle von einer Nacht ganze vier Nächte in Punta Arenas verbracht. Das war aber nicht schlimm, da der Hostel-Mitarbeiter, Rafael, sehr gutes Englisch sprach und in meinem Alter war. Am zweiten Tag haben wir zusammen eine Runde Minecraft gespielt – oder vielleicht auch zwei.

Am Abend sind dann neue Gäste angekommen, darunter eine Ungarin, die uns zum Supermarkt begleitet hat. Wir haben uns spontan entschieden, zusammen Burger zu machen. Während Rafael zum Hostel zurückgegangen ist, um seinen Aufgaben nachzugehen, haben die Ungarin und ich noch eine Pinguin-Tour gebucht. Ich wollte das ohnehin machen, und sie hatte auch Interesse – also haben wir uns zusammengetan. Den Abend haben wir dann mit selbstgemachten Burgern gemütlich ausklingen lassen.

Am nächsten Tag wollten wir ein wenig die Stadt erkunden. Zusammen mit Lea, der Ungarin, sind wir erst zum Strand und dann zum städtischen Friedhof gegangen, der wohl eines der Highlights von Punta Arenas sein soll. Mich hat er allerdings weniger beeindruckt, da ich zuvor den Friedhof in Recoleta gesehen hatte – der hier wirkte dagegen wie der kleine Bruder. Interessant fand ich jedoch die Urnengräber, die aussahen wie kleine DDR-Plattenbauten, dekoriert mit Plastikrosen. Der Rückweg führte uns durch die Stadt, und für Lea tat sich eine völlig neue Welt der Backwaren auf. Sie probierte zum ersten Mal Medialunas (argentinische Croissants) und war sofort begeistert. Übrigens: Der Laden hat wirklich fantastische Medialunas gemacht – jetzt gibt es eine Person mehr auf der Welt, die diese Dinger liebt.

Zurück im Hostel wurden wir über einen neuen Gast informiert: eine Frau, die ununterbrochen und ohne Zusammenhang redet. Dabei ist es völlig egal, ob du Spanisch sprichst oder überhaupt mit ihr reden willst – einmal in ein Gespräch verwickelt, kommst du nur schwer wieder raus. Ich und eine Koreanerin, die gar kein Spanisch versteht, mussten das am eigenen Leib erfahren. Zum Glück hat uns Rafael nach gefühlten Stunden (es waren wohl 10–15 Minuten) gerettet. Danach haben wir eine Strategie entwickelt, um andere Gäste zu schützen: Isolation. Rafael hat die Dame in einen separaten Raum untergebracht und alle anderen vorgewarnt.

Falls ihr denkt, das klingt halb so schlimm, stellt euch Folgendes vor: Ihr fangt ein Gespräch an, warum auch nicht. Es gibt keine gemeinsame Sprache, die beide fließend sprechen, aber irgendwann pendelt es sich auf Spanisch ein – mit gelegentlichen Ausflügen ins Englische, Französische oder sogar Japanische. Während ihr noch versucht, den letzten Satz zu verstehen, springt sie schon zu einem völlig neuen, unvorhersehbaren Thema. Es ist ein Monolog, auf den keinerlei Fragen oder Einwände eingehen. Irgendwann schaltet man einfach ab und hofft, dass es bald vorbei ist. PS: Die Themen bestanden aus Personen, die sie kennengelernt hat – mehr habe ich nicht verstanden, auch nicht mit Nachfragen.

Eine gute Sache hatte die Erfahrung aber: Sie brachte mich ins Gespräch mit der Koreanerin, meiner Mitgefangenen. Nach unserer Rettung durch Rafael haben wir uns gut unterhalten.

Am Abend wurde uns eine chilenische Spezialität serviert: Piscola, ein Mix aus Pisco (ein Traubenschnaps) und Cola. Ich habe es probiert und muss sagen, für Alkohol hat es gar nicht so schlecht geschmeckt. Der Abend war wirklich nett – fast das gesamte Hostel saß zusammen und hat Piscola getrunken. Solche Abende habe ich bisher selten erlebt.

Der nächste Morgen startete um 5:30 Uhr, da Lea und ich die Pinguin-Tour gebucht hatten. Am Treffpunkt um 6:15 Uhr angekommen, mussten wir entspannte 60 Minuten warten, bis wir einchecken konnten, und weitere 30 Minuten, bis der Bus losfuhr – wir hätten also locker länger schlafen können. Der Bus brachte uns nach etwa 45 Minuten zu einem Steg, von wo aus es mit dem Boot weiterging.

Zuerst stoppten wir bei einer Insel, die von Seelöwen bevölkert wird. An Land gehen war hier keine Option, da wir wohl ein paar Verluste unter den Passagieren hätten hinnehmen müssen. Danach ging es weiter zur Pinguin-Insel, Isla Magdalena. Dort durften wir eine Stunde lang an Land und uns die Pinguine aus nächster Nähe ansehen. Es war echt süß, sie herumwatscheln und nach ihren Partnern rufen zu sehen. Neben den Pinguinen gab es allerdings auch eine Menge Möwen – nicht ganz so süß.

Gegen 13 Uhr waren wir zurück im Hostel und machten einen kurzen Mittagsschlaf. Am Nachmittag ging es in die Zona Franca, eine Duty-Free-Zone. Dort soll angeblich alles günstiger sein, aber davon habe ich nicht viel gemerkt. Trotzdem habe ich ein 1,2-Kilo-Rumpsteak für umgerechnet 11 Euro gekauft – perfekt für unser Grillen am Abend.

Beim Grillen versammelte sich wieder fast das gesamte Hostel ums Feuer. Es war ein toller Abschluss für meine Zeit in Punta Arenas.

El Chalten & El Calafate

Gletscher Perito Moreno ~El Calafate

Fitz Roy Berg ~El Chalten

White-Throated Caracara ~El Chalten

Puerto Natales

Torres del Paine ~Puerto Natales

Punta Arenas

Pinguin Insel

~Isla Madalena

Bariloche

~Bariloche