Wochenupdate
Tango, Empanadas und ein typischer Tag
REISEBLOG
9/25/20245 min lesen


Momentan passiert auf meiner Reise noch nicht allzu viel Spannendes. Ein bisschen fühlt es sich an wie Schule, nur etwas weniger und deutlich cooler. Mein Tag besteht quasi daraus, aufzustehen und zur Sprachschule zu gehen. Der Unterricht geht bis 13:30 Uhr, danach gibt es etwas zu essen. Danach steht entweder eine Attraktion an, die ich mir anschauen wollte, oder eine “Extrastunde” Unterricht.
Kontext: Die Sprachschule, in der ich bin, bietet nachmittags meistens einen Workshop oder eine Freizeitaktivität an. Zurück zu meinem Tag: Nach der “Extrastunde” kommt ab und zu noch eine weitere Attraktion oder es geht direkt zurück ins Airbnb. Dort bin ich dann meistens zwischen 15 und 17 Uhr. Viel Zeit bleibt nicht, bis eventuell eine Tangostunde um 18:30 Uhr beginnt. Abzüglich 30 Minuten Hinweg bleibt also wenig Zeit, um mich von meinem wirklich anstrengenden bisherigen Tag zu erholen. Nach dem Tango bin ich gegen 20:30 Uhr zu Hause und erledige noch Hausaufgaben, lerne Vokabeln oder widme mich anderen Aktivitäten. Momentan durchsuche ich systematisch den Aktienmarkt nach attraktiven Aktien. Das dauert leider deutlich länger, als ich es mir erhofft habe (es sind ca. 5.800 Positionen nach grober Filterung). Naja, und überraschenderweise endet der Tag damit, dass ich ins Bett gehe.
Nun möchte ich gerne auf den nächsten Punkt meiner “Liste” eingehen: Essen. Persönlich gefällt mir dieses Thema hier fast am besten. Dabei möchte ich nicht nur auf Empanadas eingehen, sondern generell auf das Essen hier. Empanadas sind super! Für diejenigen, die sie nicht kennen: Es sind kleine bis mittelgroße Teigtaschen, die mit verschiedensten Füllungen gefüllt sind. Besonders mag ich die mit Fleisch oder die mit Käse und Zwiebeln, die machen ein wenig mehr satt. Generell kann man sagen: Wer in Argentinien war und keine Empanadas probiert hat, hat etwas falsch gemacht. Genauso verhält es sich mit Medialunas. Das sind argentinische Croissants, aber in süß. Auch sehr empfehlenswert, und sie schmecken fünfmal so gut, wenn sie noch warm sind. In meiner Sprachschule gibt es die immer montags.
Ein großer Teil der argentinischen Küche ist italienisch. Nahezu an jeder Ecke gibt es einen Italiener oder Pizza, genauso wie direkt neben meiner Sprachschule. Dort bekommen Schüler der Schule sogar 10 Prozent Rabatt auf alles. Ich habe dort auch schon das eine oder andere Mal gegessen. Man bekommt dort eigentlich alles, was das italienische Herz begehrt. Ich habe schon eine Calzone für umgerechnet 9 Euro, eine Pizza für 8 Euro und Pasta für 7 Euro gegessen. Anmerken muss ich: Nur bei der Pasta habe ich den 10-Prozent-Rabatt bekommen, weil ich es davor noch nicht wusste. Bilder habe ich leider keine, aber das Essen war sehr gut. Sobald ich nochmal eine Pizza esse, mache ich ein Bild und füge es unter dem Abschnitt ein. Oder es ist schon eine Pizza da – dann habe ich aus meiner Perspektive morgen Pizza gegessen.
Ansonsten habe ich noch einen Hamburger gegessen. Der sah zwar nicht so schön aus, hat aber ganz gut geschmeckt. Eine Kritik habe ich trotzdem: Meiner Meinung nach gehört auf einen Burger definitiv etwas Grünzeug wie Tomaten oder ein Salatblatt, und Soße ist ein Muss. Bei meinem Kandidaten leider alles Fehlanzeige. Diese verblüffende Erfahrung hatte ich bei El Tigre. Dazu kommt in den nächsten Tagen noch eine Kurzgeschichte. An dieser Stelle sei erwähnt: El Tigre ist ein Ort und kein Restaurant.
Meine letzte Erfahrung war in einem recht noblen indischen Restaurant. Das Gesamtpaket hat 19 Euro gekostet. In einem vergleichbaren Restaurant würde man in Deutschland vermutlich um die 30 Euro pro Person ausgeben. Ich bin dorthin gegangen, weil mein Begleiter direkt um die Ecke wohnt und den Laden, ohne zu wissen, dass es so ein nobles Etablissement ist, vorgeschlagen hat. Fazit zum Essen: Preislich meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Ich würde es nicht als schlecht bezeichnen, aber es hat meinen Geschmack nicht getroffen. Das lag meiner Erfahrung nach nicht unbedingt am indischen Essen, sondern daran, dass es nach einiger Zeit fade schmeckte und mir die gewohnte Geschmacksexplosion fehlte. Fazit: Gute Erfahrung, aber nicht nochmal. Ein Bild habe ich auch gemacht, das kommt zur Pizza.
Nun kommen wir zu dem letzten Punkt auf der Liste: Tango. Über die acht Wochen, die ich in Buenos Aires bin, habe ich 24 Tangostunden, sprich drei Stunden pro Woche. Wann und wie oft ich hingehe, kann ich mir aussuchen. Je nachdem, wann ich hingehe, leiten unterschiedliche Lehrer den Kurs. Prinzipiell wird der Plan der Kurse jede Woche aktualisiert. In meinen zwei Wochen ist mir allerdings bei den regulären Stunden kein Unterschied aufgefallen. Zum jetzigen Zeitpunkt liege ich schon eine Stunde hinter meinem Plan zurück, das heißt, ich habe letzte Woche nur zwei Kurse besucht. Diese Woche ist das Ziel, mindestens drei Stunden zu belegen. Insgesamt ist mir aufgefallen, dass ich mir jedes Mal einen kleinen Schubs geben muss, um zum Kurs zu gehen, und jedes Mal überrascht bin, wie gut es mir am Ende doch gefällt.
Natürlich bin ich noch ganz am Anfang meiner Tangokarriere, aber ein paar Dinge fallen mir jetzt schon auf. Zum einen gibt es manche Leute, die sich nicht so gut führen lassen wie andere. Das größte Problem – neben meiner fehlenden Körpersprache und undeutlichen Signalen – ist, dass viele, die geführt werden, nicht darauf eingehen und nach unten sehen, um meinen Füßen zu folgen, oder einfach ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen. Das funktioniert leider nicht so gut, wenn beide etwas anderes denken. Man muss hierbei anmerken: Traditionell führt der Mann und die Frau lässt sich führen. Ich würde als Lehrer jedoch zunächst jeden führen lassen und auch jeden sich führen lassen, damit beide Seiten besser verstehen, was es heißt, zu führen und geführt zu werden. Das sollte ich eigentlich beim nächsten Mal vorschlagen, wenn es nicht so gut klappt.
Kontextloser Einschub: Bis jetzt habe ich fünf Menschen in meinem Alter getroffen, ausschließlich Frauen. Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Bis jetzt habe ich zwei Chinesinnen getroffen, die allerdings schon seit zwei Jahren in Buenos Aires leben, zwei Norwegerinnen, die zum Studieren hier sind, und eine Argentinierin, die hier geboren und aufgewachsen ist. Sprachlich haben die zwei Chinesinnen tatsächlich am besten Englisch gesprochen, was mich ein wenig überrascht hat. Nicht, dass ihr Englisch besonders gut wäre, aber das Englisch der Norwegerinnen war erstaunlich holprig. Soweit ich es beurteilen kann, spricht die Argentinierin fast kein Englisch – vermutlich so viel wie ich Spanisch. Das ist natürlich schade, da ich nur mit ihr tanzen konnte und mich nicht mit ihr unterhalten konnte.
Im letzten Abschnitt wird die Chronologie ein wenig unterbrochen, da ich heute einen interessanten Deutschen kennengelernt habe, schätzungsweise Mitte bis Ende 50. Er ist für zwei Wochen in Buenos Aires und besucht ebenfalls meine Sprachschule. Beruflich ein sehr interessanter Charakter, und auch sonst kann man sich gut mit ihm unterhalten. Er erzählte mir, dass er morgen (Donnerstag) einen Termin mit dem Leiter des Standortes Buenos Aires der Friedrich-Naumann-Stiftung hat, der ihm die momentane wirtschaftliche Situation in Argentinien näher erklären wird – sehr spannend. Diesbezüglich muss ich ihn die Tage auf jeden Fall ausfragen oder ihn morgen in der Sprachschule suchen und einfach fragen, ob ich mitkommen kann.
Ps ~ Bei erneuten lesen des Beginns, fällt mir auf, dass mein Alltag doch nicht so langweilig ist, wie ich es dort behauptet habe.




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